Samstag 22. Juni 2002, Magazin
In der kommenden Woche regiert nicht nur der Fussball. Es gibt auch Alternativen, zum Beispiel die zwölfte Bad-Bonn-Kilbi in Düdingen. Alternativ ist auch die Popmusik, mit welcher das Festival sein treues Publikum begeistern will. «Während es Festivalriesen gibt, sind wir die Festivalzwerge», so Daniel Fontana, Leiter des Tonvereins Bad Bonn. Fürs Missachten von Popsignalen ist die Mannschaft mittlerweile berüchtigt und über die Grenzen des Kantons hinaus beliebt geworden. Konzeptkünstler, Knisterfreaks, Songwriter, Homerecorder, Phonotaktiker, Metal-Ensembles beehren das Festival mit aussergewöhnlichen Auftritten. «An einem Festivaldesign-Contest hätten wir kaum eine Chance. Es gibt keine spezielle Lounge, wer will, geht an den See. Keine Bierfeststimmung, aber billiges, kaltes Bier...», ist im Programmheftchen zu lesen. Oder doch? Mit dem «Magic Garden», der in diesem Jahr zum ersten Mal dem Publikum zugänglich ist, besteht vielleicht doch noch eine Chance, sich designmässig hervorzutun. Im Zentrum steht aber gute Musik. Zu den Konzerten nur so viel: Sie finden statt, nachdem die Bauabnahme (Umbauten wegen Lärmvorschriften) vor wenigen Tagen über die Bühne gegangen ist. Was das Zwischenmenschliche betrifft: Für einmal stehen ungewöhnlich viele Frauen auf der Bühne. Donnerstag, 27. Juni, ab 18 Uhr Die Eröffnung macht eine ganze Ausgabe der «Edition Stora» aus Hamburg: «Micron 64», «Grönland Orchester» und«Nova Huta». Bei Letzterenbesticht vor allem der Hamburger Klangforscher Günter Reznicek mit kaukasischem Hüttenzauber. «KissKissBangBang» verwechseln das Musikerleben mit dem eines Barmixers - zu erleben ist Ibiza-Stimmung und deren kompromisslose Umsetzung. Die Lausanner Band «Favez» gehört zur Zukunft, auch wenn sie schon lange die Gegenwart gepachtet hat. «Rival Schools» haben mit ihrem ersten Album «United by fate» den 1993 gestarteten Emo-Zug massiv mit Brennstoff gefüttert. Freitag, 28. Juni, ab 18 Uhr Die Genfer Kruger und Knut überzeugen mit Metal, Martialismus und Präzision. «Cat Power» kommen mit ihrem aktuellen Album «The covers record» im Gepäck. Die drei Zürcherinnen von «Rosebud» sind mit einem Tour-Van auf der Achse - ihr zweites Album, «The pillow mountain», verleitet zum Träumen. «Low Tide Digitals» versetzen Appenzeller Stimmung in die norwegische Tundra. Und schliesslich «Züri West» auf Sommertour mit der Scheibe «Radio zum Glück». Samstag, 29. Juni, ab 15.30 Uhr Das Damenkränzchen «The Lappetites» (Ikue Mori aus Tokio, Marina Rosenfeld und Kaffe Matthews) ersetzt eine ganze Frauschaft. Das «Institut für Feinmotorik» macht Musik mit acht Plattenspielern, aber ohne bestehende Tonträger zu verwenden. Der «Golden Boy» Stefan Altenburger aus Zürich erzählt von den schönen Seiten des Lebens und lässt Tanzen zum Zwang werden. Der Resistenz-DJ des Bad Bonn, Niels Jensen, darf nun schon zum zweiten Mal hintereinander die Kilbi mit Minimalem beglücken. Die Soundwaben des Duos «Laub» basieren auf organischem Geblubber und Geknarze. Marc Weiser und Lillevän vom «Rechenzentrum» führen Kunst mit Laptop-Minimal-Techno zusammen und schaffen damit beinahe Songs. Natürlich dürfen auch «Gustav and The Electric Noise Club» nicht fehlen: Frisch verliebt tingelt der Musiker mit seinem neuen Tonträger «Rosemary's Bar» von Etablissement zu Etablissement. Zuletzt heisst es «Yeah!». Dasgleichnamige deutsche Trio haut mit seinen Discopunk-Popsongs garantiert jedes Schneewittchen um. szj/Comm. Infos: Tonverein Bad Bonn, Bonnstrasse 2, Düdingen. Tel. 026 493 11 15. www.badbonn.ch. Vorverkauf im Ticket Corner, Tel. 0848 800 800 |