Recycling fürs Ohr
«Now it's overhead» im Bad Bonn Sie nehmen die besten Pop- und Rock-Musik-Elemente der 80er- und 90er-Jahre, streuen eine Prise Elektronik darüber und mixen daraus Songs mit Zukunft: «Now it's overhead» aus den USA haben am Donnerstag das Bad Bonn in Düdingen besucht - und nicht restlos überzeugt. Von UELI STRASSER Es kommt nicht eben oft vor, dass ein Schlagzeuger für seine Band als Anheizer auftritt. Und noch viel seltener, dass er dies solo und mit einer Gitarre um den Hals tut. Aber was ist schon normal, wenn man zum Clan der «Saddle Creek»-Bands gehört? «Saddle Creek» ist ein Plattenlabel, das sich eigentlich um Bands aus Omaha in Nebraska kümmert. Wobei der Begriff «Bands» weit hergeholt ist - eigentlich ist es immer dasselbe Dutzend Musiker (meist Multi-Instrumentalisten), welche in verschiedenen Zusammensetzungen unter verschiedenen Namen unterschiedliche (aber durchwegs hörenswerte) Musik machen. Einziger «Fremdkörper» im Club sind «Now it's overhead», die den Sprung zum Label aus Athens im Bundesstaat Georgia geschafft haben. Das Beste aus den letzten 20 Jahren Was vor kurzem noch hochnotpeinlich war, gehört derzeit zum guten Ton: Das Revival der 80er-Jahre. Nach den unsäglichen TV-Shows zum Thema hat der Virus in letzter Zeit auch die Pop-Musik befallen. Bands wie «Franz Ferdinand», «Cursive» oder eben «Now it's overhead» reissen sich bewährte Wave-Elemente unter den Nagel, mischen frische Ideen dazu und entern mit ihren Produkten die alternativen Hitparaden. Monotone Stakkato-Rhythmen, billige Synthesizer und melancholische Gesänge, wie man sie von alten «Cure» oder «Depeche Mode»-Platten kennt treffen auf wütende Gitarren à la Nirvana und zeitgemässe elektronische Sounds. Das Quartett um Sänger und Multi-Instrumentalist Andy LeMaster bedient sich auch sonst nur bei den feinsten Vorbildern: Mal dringen bei den Ohrwurm-Melodien U2 durch (welche ihre Wurzeln ja ebenfalls in der Wave-Zeit haben), mal erinnert die Stimme an die «Weakerthans». Und auf ihrer zweiten Platte «Fall back open» hat kein Geringerer als Michael Stipe, der Sänger von R.E.M., für einen Gastauftritt zum Mikrophon gegriffen. Die Voraussetzungen sind verheissungsvoll, aber bei der Umsetzung hapert es. Unter normalen Umständen wäre das Konzert als «gut» durchgegangen, aber aufgrund der fantastischen Platten war mehr zu erwarten. Songs wie «Hi», «Who's Jon» oder «Fall back open» sind und bleiben Highlights, die man immer und immer wieder hören möchte. Auch Energiemangel oder fehlende Virtuosität kann man der Band nicht vorwerfen. Andy LeMaster hat sich in einem Interview unlängst «eher als Studiomusiker» eingeschätzt. Und irgendwie merkt man, dass die Musik trotz aller Bemühungen live nicht dieselbe mystische Tiefe und geschliffene Präzision der Studioaufnahmen erreicht. Dass der Auftritt von kaum einer Stunde Dauer (inklusive zweier Zugaben) knapp bemessen war, ist eine weitere Geschichte. Ein Trost bleibt: Die nächste CD der «Saddle Creek»-Bande kommt bestimmt! |