Montag 16. Juni 2003, Sense
Das Ministerium schlägt zurück Ministry verwandelten die Bonn-Kilbi in eine riesige Staubparty Eindrucksvoll meldete sich die Industrial-Metal-Legende «Ministry» am Freitag an der Bad-Bonn-Kilbi zurück. 2600 Leute haben die dreizehnte Ausgabe dieses Festivals besucht. Von PATRICK HIRSCHI Ministry, und demzufolge auch ihre Fans, haben eine lange Durststrecke hinter sich. Nach dem durchschlagenden Erfolg ihres 92er-Albums «Psalm 69» machte die Gruppe um Sänger und Bandkopf Al Jourgensen nur noch mit schwer nachvollziehbarer Musik und Drogeneskapaden von sich reden. Mit dem aktuellen Album «Animositisomina» präsentiert sich die Truppe aus Chicago in alter Form - und endlich wieder einmal live in der Schweiz. Publikum nahe am Ausrasten Am Freitag um Mitternacht war es so weit - Ministry wollten in Düdingen verlorenen Boden wieder gutmachen und präsentierten sich motiviert bis in die Haarspitzen. Gut, Al Jourgensen ist nach wie vor keine grosse Plaudertasche: «Next song is from the album . . ., it is called . . .», mehr hatte er zwischen den einzelnen Stücken nicht zu sagen. Aber so etwas verlangt auch kaum jemand. Jourgensen wirkt cool - sehr cool - mit seiner obligatorischen Sonnenbrille. Sein Mikroständer erinnerte an den Lenker einer von H. R. Giger entworfenen Harley Davidson, und ununterbrochen hangelte er auf dieser Skulptur herum. Sieben Musiker standen auf der Bühne, darunter, wie bei Ministry üblich, gleich zwei Schlagzeuger. Die Band veranstaltete ein regelrechtes Klanginferno. Leider geriet in dieser imposanten Soundwand der Gesang gelegentlich etwas ins Hintertreffen. Aber Ministry hatten offensichtlich Spass an diesem Konzert und gaben der Menge, wonach sie verlangte, nämlich Klassiker wie «Thieves», «N.W.O» und natürlich «Jesus built my hotrod». Das Zelt war zum Bersten voll. Zwischen Mischpult und Bühne bildete sich ein wildes Gerangel. Der Staub wirbelte meterhoch vom trockenen Boden auf und hinterliess nach Konzertende viele Anwesende graumeliert und überglücklich. Gute Laune und Kriegsbemalung am Samstag Nach der Lärmorgie à la Ministry fühlte sich Petrus am Samstag verpflichtet, mit einem heftigen Gewitter dagegenzuhalten. Chewy liessen sich durch solcherlei nicht beirren. Die Lausanner begeisterten mit ihrem College-Rock das Publikum und verbreiteten mit witzigen Ansagen viel gute Laune. Da am späten Nachmittag noch nicht so viele Leute anwesend waren, hatten die Düdinger Pollux einen etwas schweren Stand. Allerdings legten sie sich bei ihrem Heimspiel ordentlich ins Zeug. Der Sänger fiel zudem mit seiner schwarz-roten Kriegsbemalung auf. Auch nächstes Jahr mit dem bewährten Konzept Für Patrick Boschung, Finanzverantwortlicher der Bad-Bonn-Kilbi, war der Auftritt von Ministry der klare Höhepunkt des Festivals. Er sei froh, dass es während der ganzen Festivaldauer weder nennenswerte Zwischenfälle noch kurzfristige Absagen von Künstlern gab. Die 120 Helfer mit eingerechnet, haben etwa 2600 Personen die Kilbi besucht. «Durch das Gewitter am dritten Tag müssen wir vielleicht mit gewissen Einbussen rechnen», schätzt Boschung. Wie in den vorangegangenen Jahren werde man aber mehr oder weniger kostendeckend abschliessen. Bands für das Festival im nächsten Jahr kann Boschung noch keine nennen. Das Konzept und die Grössenordnung sollen beibehalten werden. Die nächste Bad-Bonn-Kilbi findet voraussichtlich vom 17. bis 19. Juni 2004 statt. |