Montag 14. Juni 2004, Sense
Stilmix zum Kilbi-Auftakt Entdeckungen und Überraschungen an der Bad-Bonn-Kilbi Der Regen liess am Freitag einige zögern, aber am späten Abend war das Gelände doch sehr gut gefüllt. Schliesslich waren mit «Life of Agony» und «Motorpsycho» zwei Zugpferde am Start. Von Andreas Hirschi Eröffnet wurde der Freitag im Bad Bonn drinnen von «Everest» aus Bern, bei denen der Name Programm ist. Die zwei DJ stehen auf der Bühne in Hochgebirgsausrüstung, inklusive Sauerstoffmaske. Ihre Musik, atmosphärische Elektro-Samples mit Hip-Hop-artigen Rhythmen bekommt noch mehr Stimmung durch bearbeitete Videoausschnitte von Hochgebirgstouren. Draussen auf der Zeltbühne folgte «Psychtron II», ebenfalls Berner, welche mit ihrem Garage-Rock die Freunde von Gitarren herzlich willkommen hiessen. Allerdings fehlte etwas die Bühnenpräsenz, so dass man sich teilweise an die Stimmung einer Schülerband erinnert fühlte. «Strotter Inst. & Maja S. Ratkje», ein schweizerisch-norwegisches Projekt, erarbeitete sehr experimentelle, minimalistische, elektronische Klänge. Nicht jedermanns Sache, fand aber seine Zuhörer. Aussenseiter und Geheimtipps «June Tempest», das Projekt rund um den Cellisten Bo Wiget, gab Jazz-Rock zum Besten. Sehr verspielt und improvisiert, mit viel Herzblut gespielt. Allerdings hat solche Musik Mühe, von der grossen Bühne aufs Publikum zu wirken. Indoor waren nun «Mono» an der Reihe. Von Kennern als Geheimtipp gehandelt, von Neugierigen als Überraschung empfunden. Die Japaner zogen wortlos von melancholischen Tönen mit Schlagzeug und Gitarre, streicherartig begleitet, hin zu Energieausbrüchen, ohne den nachdenklichen Grundton zu verlieren. Und dann war es Zeit für die New Yorker «Life of Agony» mit ihrem Melodic-Core. 10 Jahre ist es her, seit sie das letzte Mal im Bad Bonn einen Auftritt hatten. An den Anfang ihres Auftritts setzten sie gleich Songs ihrer bekanntesten Scheibe, «River Runs Red», um klar zu machen, dass sie wieder voll da sind. Leider wirkte der Sänger textlich nicht ganz so sicher, was er aber mit seiner Bühnenpräsenz wieder wettmachte. Die Band spielte, als hätte es die letzten 10 Jahre nicht gegeben, obgleich den Neukompositionen etwas der Charakter fehlte. Kontrastprogramm Indoor In den Räumlichkeiten gabs dann wieder etwas ruhiges Kontrastprogramm. «Haco & Sakamoto Hiromichi» aus Japan. Mit ihrem entspannten Elektro mit traditionellen Elementen japanischer Musik konnten die Zuhörer mal durchschnaufen. Den Schlusspunkt auf der Zeltbühne setzten die norwegischen «Motorpsycho». Die Band besitzt den Ruf, ein guter Liveact zu sein. In der Tat füllten sie von Anfang an das schon gut gefüllte Zelt mit ihrem Stoner-Rock. «Motorpsycho» war einfach da! Es war ein stilistisch gut durchmischter Abend, der für den einen oder anderen eine positive Überraschung bereit hielt. Schade konnte man sich anhand des Programmheftes im Voraus kein besseres Bild über die Musiker und deren Musik machen. Es hätte wohl noch mehr zu entdecken gegeben. |