«Industrial Fields»
Die Emo-Rocker schrauben kräftig Wohl und abgespannt fühlten sich «Industrial Fields» an der Bad Bonn Kilbi. Uneinig in der Namensgebung, auf der Bühne aber eine Einheit. Die Sensler Emo-Rocker schrauben an ihrer Karriere. Mario Corpataux Überschwängliche Freude herrscht beim Anblick des gut gefüllten, ersten, eigenen Kühlschranks im ersten, eigenen Backstagecontainer. «Industrial Fields» schätzen die Umstände des Rockstartums. Die Freudentränen kaum getrocknet, brechen neue Komplimentsstürme aus. Geehrt fühlen sich «Industrial Fields», die ehrwürdigen Bretter der Bad-Bonn-Klubbühne zu bespielen. Das an der Kilbi, dazu gegen Gage. «Eine neue Welt tut sich auf», erklärt Stephan «Brüli» Brülhart, Gitarrist, Sonnenschein und Dauerlacher der Band, «die Referenz des Bad Bonn kann Tore öffnen.» Dies 13 Monate nach ihrer Gründung, am zweiten Auftritt vor zahlendem Publikum. Das Konzert: Der plumpe Vergleich mit «Pearl Jam» lässt sich nicht ohne weiteres von der Hand weisen. Allzu ähnlich inszeniert Frédéric «Venta» Oberholzer seine Stimme gegenüber der von Eddie Vedder - dasselbe Timbre und Vibrato aus dem Kehlkopf, dazu die tonalen Wutausbrüche. Unterbrochen wird die seattlesche Verwandtschaft durch Anina Aebischers Cello, welches den elektrifizierten Bass ersetzen soll. Das Streichinstrument vermag trotz elektrischer Verstärkung nicht gegen den brachialeren Rest der Klangerzeuger anzustinken. Die volumenmässige Unterlegenheit des Cellos sei nur mit finanziellen Investitionen aufzuheben. Auf menschlicher Ebene, im Gruppengefüge unter drei Männern, herrsche Gleichheit, so Anina. Weshalb heissen «Industrial Fields» bei ihrer musikalischen Ausrichtung denn nicht gleich «Alternative Fields»? Keine Antwort, aber die Diskussion beginnt zu rollen. «Muss ich mich mit diesem Namen identifizieren?», will Anina wissen. Sie und «Brüli» sind der Meinung, dass «Industrial Fields» so heissen, damit sie nicht wie ursprünglich geplant «Phantom Russia» heissen. Dann schaltet sich Schlagzeuger Marc Mauron ein, er hat eine andere Sicht der Dinge. Es ginge um die Schranken, die die Gesellschaft vorschreibt. Mastermind «Venta», der für die Kreation verantwortlich ist, spricht von Feldern, die dazwischen liegen, und überhaupt operiere er oft mit dem Wort «Feld». So stammt das DJ-Kürzel «Feldermelder» von ihm, unter dem sein Bruder Manuel für Furore sorgt. «Venta» ragt nicht nur physisch über die Köpfe der restlichen Bandmitglieder. Seinen Kopf trägt er hoch, und den braucht er, um die Kompositionen anzufertigen. Insofern trägt er die Hauptlast auf seinen Schultern. Er gehe aber mit Leichtigkeit an das Songschreiben. Es sei nicht schwer, ein paar Akkorde zusammenzustellen, meint «Venta». Er bringt das Komponierte inklusiv Texte fixfertig vor die Band, und dieses wird dann gemeinsam arrangiert, so dass er seinen Song oft kaum mehr erkenne. Wobei er sich nicht daran stört, solange die Intensität stimme. Er müsse den Zugang zum Stück finden, nicht krampfhaft suchen, denn das blockiere nur. Als angenehme Nebenerscheinung betrachtet er, wenn auch das Publikum den Zugang zur Musik findet. «Woher stammen |