![]() Masochistische Cat Power Ein klein wenig unheimlich ist sie, diese Chan Marshall, besser bekannt als Cat Power – trotz ihrer optischen Niedlichkeit und eindringlichen Stimmgewalt. Denn seit nunmehr zehn Jahren lebt die zierliche amerikanische Singer/Songwriterin von der betörenden Musik, die sie ein paar Mal auch schon bei uns live vorgestellt hat, aber richtig Gefallen findet sie an ihrem Job offensichtlich bis heute keinen. Wie sonst ist es zu erklären, dass sie ihre Konzerte aus lauter Unsicherheit mit dem Rücken zum Publikum bestreitet oder kurz vor einem Auftritt auch mal plötzlich und scheinbar ohne triftigen Grund von heftigsten Weinkrämpfen geschüttelt wird? Zweifelsohne: Chan Marshall gehört zu den sensibelsten Sängerinnen der Gegenwart, zugleich ist sie die fragilste und wohl auch traurigste Frau ihrer Zunft. Immer wieder thematisiert sie die Unstetigkeit ihres Gefühlshaushaltes in ihrem Schaffen, selbst wenn es in Songs anderer ist. Auf ihrem letzten Album «The Covers Record» adaptiert sie Stücke von Bob Dylan und den Rolling Stones. Spartanisch, höchstens mit Klavier oder Gitarre begleitet, drückt sie den vertrauten Melodien mit rauchiger Stimme den melancholischen Cat-Power- Stempel auf und haucht ihnen so frisches, wenn auch alles andere als fröhliches Leben ein. Bestürzend gut, aber eben auch ein bisschen unheimlich, weil niemand sonst im Popbusiness von einem solchen Masochismus getrieben ist wie sie. Schön für uns, schlecht für sie. Bad Bonn Kilbi Düdingen. Freitag, 28. Juni, 20.00 Ansager 28.06.2002 |